So isst Israel
Eine Fernsehdokumentation nimmt Zuschauer in Deutschland mit auf eine kulinarische Reise durch Israel.
Tom Franz bricht ein Stück Brot mit der Hand ab und tunkt es in die brodelnd heiße Soße eines Gerichts, das bei vielen Israelis sehr beliebt ist: Shakshuka, eine scharfgewürzte Tomatenspeise mit gedämpftem Gemüse, gekrönt von einem pochierten Ei. Traditionell in einer gusseisernen Pfanne serviert, aus der man es direkt isst, ist Shakshuka nur eine der vielen kulinarischen Köstlichkeiten, die in der Doku-Reihe „So isst Israel“ präsentiert werden. Nach Ausstrahlung in fünf Teilen auf Arte im Oktober ist die Reihe im Dezember 2015 und Januar 2016 als Dreiteiler im deutschen Fernsehen zu sehen. Franz, ein charmanter Deutscher, der in Israel lebt, ist die perfekte Besetzung für den Film, der ihn auf eine kulinarische Entdeckungstour durchs Land schickt. Vor zwei Jahren gewann der Hobbykoch die Herzen der Israelis, als er an der beliebten israelischen Primetime-TV-Kochshow „Masterchef“ teilnahm. Anfangs war Franz 'der deutsche Kandidat’, aber sehr schnell wurde er zu ‚Tom‘ und noch familiärer: ‚Bro‘, also Bruder. Am Ende gewann er das Wettkochen und diese Staffel der Show hatte eine der höchsten Einschaltquoten in ihrer Geschichte.
Mit „So isst Israel“ zeichnen die Filmemacher Mica Stobwasser und Louis Saul auch ein Porträt der Menschen in Israel und ihres Lebensalltags. Sie filmen Tom Franz auf seiner Reise durchs Land, während der er auf die verschiedensten Leute trifft, seien es der Besitzer eines bekannten Restaurants oder ein Biobauer. Die Tour führt von einem Kibbuz in der Wüste Negev über koshere Imbisse in Jerusalem und den Besuch von Tel Avivs angesagtesten Gourmetköchen bis in den Norden zu den kleinen, feinen Weinkellereien in Galiläa.
Hinter den Kulissen
Die Fertigstellung der Filmreihe dauerte eineinhalb Jahre. „Nach ausführlichen Recherchen trafen wir uns mit rund 100 möglichen Mitwirkenden,“ beschreibt Stobwasser den großen Aufwand, der in dem Film steckt. Sie selbst reiste 2013 zum ersten Mal nach Israel, dessen Vielfalt sie beeindruckte: „Ich beschloss, mich dem Land durch die Küchentür zu nähern.“ Und das macht Sinn: „Durch die Küchen betreten wir das Leben sehr faszinierender Individuen, die ihr tägliches Leben in einem komplexen und inspirierenden Land bewältigen. Das ist etwas anderes als die Bilder von politischen Konflikten, die die Zuschauer schon aus den Nachrichten kennen und mit Israel assoziieren.“
Sicher sind auch die Konflikte in der Dokumentation präsent, aber auf eine Weise, die eine große Komplexität zulässt, etwa wenn gezeigt wird, wie Muslime und Juden als Nachbarn miteinander leben. Eins der vielen Beispiele in der Doku ist die Liebesgeschichte eines muslimisch-jüdischen Paares, das gemeinsam eine Variation der beliebten frittierten Kichererbsenbällchen erfunden und es „Shrimp-Falafel“ genannt hat. Oder der jüdische Lebensmittelmarkt in dem arabischen Dorf Abu Gosch, wo Tom Franz die Produkte von Biobauern aus der Region kostete: Der Markt ist ein Beispiel dafür, dass die arabischen Israelis seit Jahren kulinarische Beziehungen mit ihren jüdischen Nachbarn pflegen.
Für die Filmemacher war Tom Franz perfekt geeignet, um durch die Sendung zu führen. „Die Leute lieben Tom, er ist ein Brückenbauer,“ sagt Stobwasser. Franz sei nicht nur Moderator, sondern symbolisiere für sie ein neues Kapitel der deutsch-israelischen Freundschaft. Tatsächlich ist seine Geschichte bestechend. Er kam Mitte der 1990er Jahre nach Israel, um über die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste seinen Zivildienst abzuleisten. Später konvertierte er zum Judentum und ist heute mit einer Israelin verheiratet, die aus einer Familie von Holocaust-Überlebenden stammt.
Kulinarischer Botschafter
Franz’ Liebe zum Essen erwachte tatsächlich in Israel, während er an die Kochkünste seiner Mutter zurück dachte. Nach und nach kamen andere Quellen der Inspiration hinzu und er begann, den Geschmack der israelischen Küche in seine Gerichte einzubringen. Schließlich verfeinerte er seine Fähigkeiten während seiner Teilnahme an der über vier Monate laufenden „Masterchef“-Fernsehshow, eine Schule, die „so hart war wie der Abschluss in Rechtswissenschaften“, erinnert sich der studierte Jurist. Die Show machte ihn in Israel zu einer Berühmtheit, aber auch in der deutschen kulinarischen Szene wurde er durch sein Kochbuch zur israelischen Küche „So schmeckt Israel“ bekannt.
In Israel sehe man ihn als kulinarischen Botschafter Deutschlands und in Deutschland als Botschafter Israels, erklärt Franz: „Das habe ich nicht geplant, aber ich übernehme diese Rolle sehr gern. Ich sehe das als Privileg.“ So mühelos wie er sich zwischen den zwei Ländern und Kulturen hin und her bewegt, scheint er dafür jedenfalls bestens geeignet. Die Küche des Nahen Ostens und insbesondere koscheres Essen sind in Deutschland noch nicht sehr stark bekannt. Tom Franz hat sich vorgenommen, das zu ändern.
Die Doku-Reihe wurde produziert von Megaherz GmbH in Kooperation mit ARTE, BR und SWR.
Sendezeiten:
BR 28., 29., 30. Dezember 2015, jeweils um 19:00 Uhr
SWR 9., 16., 23. Januar 2016, jeweils um 16:45 Uhr