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Festival of Lights in Berlin

 

Das deutsch-israelische „House of Cards“ beim Festival of Lights ist Kunst für leuchtende Augen.

 

„Schwer ist leicht was“ – dieses Zitat des Komikers Karl Valentin passt auch auf die Lichtinstallation des israelisch-deutschen Künstlerpaares Merav Eitan und Gaston Zahr.  An die vier Tonnen schwer ist ihr überdimensioniertes Kartenhaus, das bei Dunkelheit illuminiert wird. Stabil trotzt die Konstruktion aus Stahl und Kunststoff Wind und Wetter, und doch wirkt das „House of Cards“ fragil – als könnte es jeden Moment einstürzen. Während des Berliner Festival of Lights im Oktober bringen Eitan und Zahr mit ihrer spielerischen Installation den Potsdamer Platz zum Leuchten. Das Projekt wird zum Jubiläum der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel in Kooperation mit der Botschaft des Staates Israel auf dem Festival gezeigt. Ein Gespräch mit Gaston Zahr. 

 

Herr Zahr, Sie leben mit Ihrer Partnerin als deutsch-israelisches Künstlerpaar in Haifa. Nun stellen Sie ihr „House of Cards“ zum ersten Mal in Deutschland aus. Ist das etwas Besonderes für Sie?

Ja, es ist für mich ein kleines Nachhausekommen: Ich stamme ursprünglich aus Cottbus, habe aber die letzten 15 Jahre in Israel verbracht. Wir haben das „House of Cards“ schon in Jerusalem, Mailand und Amsterdam gezeigt, dabei arbeiten wir üblicherweise auch mit internationalen Künstlern zusammen. Diesmal aber ist das anders, persönlicher: Wenn wir die Installation jetzt nach Berlin bringen, so gibt uns das die Gelegenheit, uns selber in dieser Beziehung „Deutschland-Israel“ auszudrücken.

 

Spielt dabei die Politik, die deutsch-israelische Geschichte eine größere Rolle?

Gar nicht so. Das „House of Cards“ ist ja im Prinzip ein festes Format. Wir haben zur Karte des Königs zuerst überlegt: Wer sind für uns Königinnen und Könige? Man könnte da natürlich aktuelle Politiker nehmen. Aber Merkel und Netanjahu als Könige? Da hast du schnell das Problem: Wen nimmt man sonst, wen nicht? Wir wollten das nicht so politisieren – oder auf eine Karikatur-Ebene schieben. Wir haben dann beide unsere Könige selber geschaffen.   

 

Inwiefern?

Wir haben uns einfach in unserem Umfeld umgesehen: Haifa ist eine sehr offene Stadt, es ist sehr multikulturell geprägt. Menschen aller Kulturen und Religionen arbeiten hier zusammen – ganz anders als in Jerusalem, wo alle ihre eigenen Viertel haben, das Leben viel mehr getrennt abläuft. Haifa steht für das liberale Israel, darum gibt es hier auch ganz verschiedene Leute, auch kuriose Typen. Ich habe mich mit meiner Partnerin Merav über diese Typen unterhalten, dabei fiel uns auf, dass jeder diese Menschen mit seinen eigenen Augen sieht. Wir haben dann versucht, unseren Dialog darüber auch in den Karten auszudrücken. In den Motiven finden sich daher eher die Geschichten der Personen, weniger die Personen an sich. Es sind alle Altersgruppen dabei: Vom jungen Mädchen – unserer „Queen of Hearts“ – bis zum Rentner.

Nun werden deutsche Besucher beim Festival of Lights auf „Ihre“ Leute aus Haifa treffen – eine interessante Form der deutsch-israelischen Begegnung...

Ja, denn sie werden Anti-Helden begegnen: Die Personen auf den Karten haben echte Namen, das sind Leute, die jeden ansprechen, mit denen man sich identifizieren kann. Da gibt es dann etwa einen König, der Rückenschmerzen hat…

 

Was unterscheidet sich noch, wenn Sie die Lichtinstallation in Berlin statt in Jerusalem zeigen?

In Israel musst du eine Lightshow vom Feinsten liefern. Denn die Leute verlieren sehr schnell die Geduld, sie entscheiden sehr schnell, ob sie etwas mögen oder nicht. Wenn die in zwei Minuten nicht alles gesehen haben, geht der Daumen nach unten. In Europa ist es genau umgekehrt – da nehmen sich die Leute Zeit. Ob wir einem Besucher lange Zeit geben, jede Karte einzeln zu betrachten oder eher eine schnelle, flashige Lichtshow machen – das hängt natürlich auch von der Charakteristik des Ortes ab, an dem wir das „House of Cards“ aufstellen. Wir wollen uns integrieren, die richtige Beziehung zum Platz und anderen Installationen dort finden. Dem Potsdamer Platz tut so etwas Spielerisches wie unser „House of Cards“ sicher gut. 

 

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, so ein Kartenspiel im Riesenformat zu realisieren?

Wir haben ursprünglich gemeinsam in einem Architekturbüro gearbeitet. Aber wir wollten mehr künstlerische Freiheiten haben – und darum haben wir unser eigenes Büro gegründet, um unsere kreativen Ideen auch umzusetzen. In Jerusalem haben wir zum Beispiel eine große Skulptur gezeigt, eine Primaballerina-Spieluhr. Das war recht mädchenhaft-verspielt, ich habe mich da um allerlei Schmuck gekümmert, sogar Diamanten aufgeklebt. Da habe ich zu meiner Partnerin gesagt: Das Nächste wird ein „Jungsprojekt“, wo ich mich ein wenig mehr identifizieren kann.

 

Haben Ihre Kinder – Sie und ihre Partnerin haben sechs – Sie zu der „House of Cards“-Installation inspiriert?

Das kann schon sein. Man spielt mit den Kindern – und plötzlich hat man eine Idee im Hinterkopf. Es ging schon darum, etwas zu schaffen, wo Kinder sagen: Wow! Schau an, toll! Grundsätzlich geht es uns darum, mit der Installation die Herzen zu gewinnen. Natürlich kann man bei einem Kartenhaus auf so Sozialkritisches kommen wie: „Wir müssen alle zusammenhalten. Wenn man eine Karte herauszieht, stürzt das gesamte System ein.“ Aber wir wollen das überhaupt nicht vorgeben. Unsere Installation ist ein Ausgangspunkt dafür, sich Gedanken zu machen – mehr nicht. Sie enthält nicht die eine Wahrheit. Da steckt auch eine Erfahrung aus Israel drin: Dort ist es viel schwieriger, Gemeinsamkeiten zwischen den unterschiedlichen Gruppen zu finden, zwischen den Juden, den Arabern. Es gibt diese tagtäglichen Spannungen, auf die eigentlich keiner mehr Lust hat. Da sucht man eher nach Gemeinsamkeiten. Wie etwa ein Leuchten in Kinderaugen: das findet man auf allen Seiten.  

Lukas Grasberger

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