„El Niño“ korrekt vorhergesagt
So früh wie nie zuvor: Deutsche und israelische Forscher prognostizierten das Wetterphänomen über ein Jahr im Voraus.
Es war riskant: Ein Team aus deutschen und israelischen Wissenschaftlern entschied sich vor mehr als einem Jahr, im Herbst 2013, dazu, in einem renommierten Wissenschaftsmagazin eine Frühwarnung vor dem Wetterphänomen „El Niño“ zu publizieren. Das barg das Risiko eines Fehlalarms und damit verbunden das Risiko für die eigene Reputation. Denn bisher lag der Zeitraum für verlässliche El-Niño-Prognosen lediglich bei sechs Monaten. Doch die Wissenschaftler vom Institut für Theoretische Physik der Justus-Liebig-Universität Gießen, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Bar-Ilan-Universität bei Tel Aviv waren erfolgreich. Der US-amerikanische Wetterdienst NOAA hat Mitte März die Ankunft von El Niño bestätigt.
Dieser Durchbruch in der Vorhersage des wichtigsten natürlichen Klimaphänomens gelang mit Hilfe eines neuen Algorithmus, der auf einer Netzwerk-Analyse der Lufttemperaturen im Pazifikraum beruht. Solche langfristigen Vorhersagen können Bauern in Brasilien, Australien oder Indien helfen, sich vorzubereiten und die Aussaat entsprechend anzupassen.
Die Entdeckung der neuen Methode wurde erstmals im Sommer 2013 in einem Artikel der renommierten Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) publiziert. Im Herbst 2013 schlug der neue Algorithmus Alarm und das Forscherteam entschied sich, die Warnung ebenfalls in PNAS zu veröffentlichen.
Mit einer Vorwarnzeit von bislang höchstens einem halben Jahr haben die Menschen vor allem in den Tropen und Subtropen in unregelmäßigen Abständen um die Weihnachtszeit herum mit den oft katastrophalen Folgen von El Niño zu kämpfen – zum Beispiel mit leeren Fischernetze und sturzbachartigen Regenfälle in Peru oder mit ausgedehnten Dürreperioden in Teilen Südamerikas, Indonesiens, Australiens und Afrikas.
Das Forscherteam arbeitet jetzt daran, zukünftig auch die Dauer und die Stärke eines El-Niño-Ereignisses korrekt vorherzusagen.