Dem inneren Kompass folgen
„Der grüne Prinz“ erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem palästinensischen Informanten des israelischen Geheimdienstes und seinem israelischen Kontaktmann. Der neue Film von Nadav Schirman läuft im Dezember in Deutschland an.
Es ist die Welt der Schatten und Geheimnisse, die den israelischen Filmemacher Nadav Schirman anzieht. „Der grüne Prinz“ ist Schirmans dritter Dokumentarfilm und der dritte Film, in dem er sich mit den streng gehüteten Geheimnissen jener beschäftigt, die ein Doppelleben führen. „Der grüne Prinz“ basiert auf der wahren Geschichte Mosab Hassans, der als Sohn eines Hamasführers im Westjordanland aufwuchs und vom israelischen Inlandsgeheimdienst Schin Bet rekrutiert wurde. Fast ein Jahrzehnt lang arbeitete Hassan mit Schin Bet zusammen. Er half Israel bei der Auslieferung von Hamas-Aktivisten und trug dazu bei, dass während der zweiten Intifada zahlreiche Anschläge vereitelt werden konnten.
Was diese Geschichte – und diesen Film – jedoch so außergewöhnlich macht, ist die einzigartige Beziehung zwischen Mosab Hassan und Gonen Ben-Itzhak, seinem israelischen Kontaktmann bei Schin Bet.
Publikumspreise und Anteilnahme in vielen Ländern
Schirman erzählt, wie die Idee zu dem Film entstand: „Ich habe Mosabs Autobiografie ,Sohn der Hamas‘ gelesen, in der er seine Geschichte aus einer ganz persönlichen Perspektive darstellt, und fand das sehr spannend. Er war im Schoß der Hamasführung großgeworden. Das konfrontierte uns Leser mit Details, die uns für gewöhnlich fremd bleiben“, sagt er. „Nachdem ich Gonen persönlich kennengelernt und das Wesen der Beziehung zwischen den beiden verstanden hatte, bekam ich eine richtige Gänsehaut und empfand plötzlich riesige Hoffnung… das war der Beginn des Ganzen.“
In Israel wurde „Der grüne Prinz“ zu einem großen Erfolg, gewann nicht zuletzt den Ophir-Award der israelischen Akademie für Film und Fernsehen für den besten Dokumentarfilm. Beim US-amerikanischen Sundance Film-Festival wurde er ebenso wie beim Internationalen Filmfestival von Moskau mit einem Publikumspreis ausgezeichnet. „Es ist erstaunlich zu sehen, wie unterschiedlich Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen diesen Film aufnehmen“, sagt Schirman. „Für das russische Publikum, dem der israelisch-palästinensische Konflikt ziemlich fremd ist, geht es dabei um die Geschichte von zwei Individuen, die couragiert genug sind, um gegen das System anzukämpfen. In Israel und Amerika hat der Film vor allem große Hoffnung ausgelöst und hier in Deutschland stößt er auf überaus unterschiedliche Reaktionen. Ich glaube, dass die Menschen sich vor allem mit der persönlichen Geschichte zwischen Mosab und Gonen identifizieren.“
Die deutsche Premiere fand Ende November im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt statt. „Es freut mich, dass das deutsche Publikum es versteht, sich über Barrieren wie Religion, Politik und Kultur hinwegzusetzen und das Ganze auf emotionaler Ebene zu bewerten“, sagte Schirman nach der Premiere. Die Beziehung des Regisseurs zu Deutschland begann vor sieben Jahren, heute lebt er in Frankfurt und ist Eigentümer der Produktionsfirma A-List-Films. „Der grüne Prinz“ entstand mit Unterstützung der Israelischen Film- und Fernsehstiftung, des FilmFernsehFonds Bayern, der Bundesfilmförderung und der Filmförderungsstiftung von Hessen. Ein Großteil der Dreharbeiten fand in Deutschland statt, was Schirman als besondere Erfahrung bezeichnet: „Die Dreharbeiten hatten Hollywood-Niveau und haben mir großen Spaß gemacht.“
„Der grüne Prinz“ bildet den Abschluss einer Trilogie. Schirmans erster Dokumentarfilm, „Der Champagner-Spion“ (2008), erzählte die Geschichte des in Ägypten eingesetzten deutsch-israelischen Spions Wolfgang Lotz aus der Sicht von dessen Sohn Oded Gur-Aryeh. Sein zweiter Film, „In der Dunkelkammer“, nahm das Leben von Magdalena Kopp ins Visier, der deutschen Geliebten des Terroristen Carlos. Auch diese beiden Filme waren deutsch-israelische Koproduktionen
Was plant Schirman als nächstes? Der Mann mit dem Faible für Geheimnisse hüllt sich in Schweigen und sagt nur: „Man zählt die Küken nicht, bevor sie geschlüpft sind.“