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Bühne frei für deutsch-israelische Paare

 

Zum Lachen, zum Weinen, zum Staunen – der israelische Regisseur Avishai Milstein zeigt „Love Hurts“ in Karlsruhe und Tel Aviv.

 

Avishai Milstein ist einer der bekanntesten israelischen Regisseure. Im September und Oktober 2015 bringt er mit drei israelischen und drei deutschen Schauspielern zwölf deutsch-israelische Liebesgeschichten auf die Bühnen des Teatron Beit Lessin in Tel Aviv und des Badischen Staatstheaters Karlsruhe.

 

Herr Milstein, Ihr deutsch-israelisches Theaterstück „Love Hurts“ hat den Untertitel „Lieben und nicht vergessen können“. Was genau zeigen Sie?  

Echte Liebesgeschichten zwischen Deutschen und Israelis. Ich habe eine Auswahl zusammengestellt, die einen Querschnitt präsentiert:  lustig, berührend und auch traurig. Alte und junge Paare haben es nicht leicht.

Sie haben mit 40 deutsch-israelischen Paaren gesprochen…

…die ich alle mehr oder weniger über Facebook gefunden habe!

Also eher die junge Generation?

Überhaupt nicht. Ich habe mit 40 ganz unterschiedlichen Paaren gesprochen und 80 Stunden Material aufgenommen, bevor ich mich für zwölf Geschichten entschieden habe.

Liebesgeschichten zwischen Deutschen und Israelis – fangen wir ganz pragmatisch an: In welcher Sprache wird gespielt?

Englisch, Deutsch, Hebräisch, gemischt. Es gibt Paare, die bis heute Mischsprachen sprechen und etwa Hebräisch mit Deutschbrocken auflockern. Das Stück ist auch in drei Sprachen mit Übertiteln, um es so authentisch wie möglich zu belassen.

Die Geschichten sind also authentisch?

Nicht ganz, ich halte mich zwar möglichst an den O-Ton, aber Dramaturgie hat einen höheren Stellenwert als Authentizität. Ich musste manche Momente erdichten oder Monologe kürzen. Ich mache Theater, keine Dokumentation.

Geben Sie uns ein Beispiel für eine Liebesgeschichte?

Da war diese deutsche Stipendiatin in Jerusalem, es ist das Jahr 1960. Ein Israeli fährt sie auf seiner Vespa nach Hause. In dieser Nacht wird sie schwanger, weil sie als Deutsche einem Juden nicht „Nein“ sagen konnte. 

Unglaublich. Bitte noch eine Geschichte!

Der deutsche Schauspieler, der sich in eine israelische Tänzerin verliebt und mit ihr nach Israel zieht. Aber er kann nicht auf Hebräisch spielen und wird überall nur als blonder Exot gecastet. So bleibt er zu Hause, während sie arbeitet. Seine Sehnsucht nach der Bühne lebt er in gespielten Gute-Nacht-Geschichten für seine Kinder aus. Diese Minuten sind zum Überbleibsel seiner deutschen Karriere geworden. Dafür hat er jetzt Familie. In Deutschland war es andersherum. Diese Zerrissenheit ist für viele binationale Paare alltägliche Wahrheit. Alte und junge Paare haben es nicht leicht. Bei vielen geht die Beziehung in die Brüche.

Wäre in „Love Hurts“ nicht eine schöne Rolle für den „blonde Exoten“ frei gewesen?

Nein, die Geschichten sind alle anonymisiert. Auf der Bühne werden drei deutsche und drei israelische Schauspieler stehen. Oft fängt eine Geschichte als Erzählung an und wird zum Erzähltheater.

Woher wissen Sie eigentlich, dass die Geschichten stimmen?

Ich habe keinen Privatdetektiv angeheuert, aber ein gutes Bauchgefühl und kenne die Deutschen und die Israelis ja auch gut.

Gibt es bestimmte Charakteristiken deutsch-israelischer Beziehungen?

Es ist ein großes Problem im Alltag, wenn eine deutsche Frau nicht konvertiert. Das war bei den 40 Paaren wirklich immer Thema.

Aber das gilt doch nicht nur für Deutsche und Israelis, oder?

Das spezifische Problem zwischen Deutschland und Israel ist das Verdecken einer kollektiven Wunde. Beim ersten Zusammenkommen ist es ein Gefühl großer Erlösung, dass alles zu klappen scheint. Aber irgendwann klafft diese Wunde auf. Deutsch-israelische Beziehungen sind im Grunde wie deutsch-schwedische oder israelisch-amerikanische. Nur, dass in diesem Fall der eine Großvater den anderen Großvater abgeschlachtet hat. Das ist der kleine Unterschied. So wird das übrigens auch einer der Schauspieler auf der Bühne sagen.

Sprechen Sie noch von den Bühnengeschichten oder bereits von Ihrem eigenen Leben?

Beides. Ich bin ein Kind von Holocaust-Überlebenden.

Sie selber erzählen ja von ihrer Hassliebe zu Deutschland…

Deswegen fällt es mir ja auch so leicht, mich in diese Dialoge hineinzudenken.

Was macht denn das mit Ihnen persönlich?

Ich kriege keinen Schreck, wenn ich von antisemitischen Eltern höre. Wenn man die deutsche Kultur leben oder erleben will, muss man diese Phänomene in Kauf nehmen und sich nicht dauernd fragen: Was ist wichtiger, deutsche Kultur oder deutscher Antisemitismus?

Sondern?

Die Antwort liegt in meiner ersten Erfahrung mit Deutschen, als ich 16 Jahre alt war und zum Jugendaustausch nach Frankfurt gefahren bin. Ich bin mit Geschichten über dieses große Übel aufgewachsen. Aber in Deutschland ist mir kein großes Übel über den Weg gelaufen. Das war einer der wichtigsten Entlastungsmomente, die ich je in meinem Leben hatte. Dieses Befreiungsgefühl bringt mich immer wieder nach Deutschland, dorthin, wo das Übel vor meinen Augen weggeschmolzen ist. Innerlich suche ich diesen Sommer immer noch.

Warum dann trotzdem Hassliebe?

Seit damals streite ich auch mit Deutschland! Mit der Arbeit, mit Frauen. Ich tendiere zum Improvisieren. Deutsche planen.

War das bei der aktuellen Zusammenarbeit mit dem Badischen Staatstheater Karlsruhe auch der Fall?

Und wie! Meine Arbeit ist work in progress, es ist kein fix gebautes Theaterstück. Am liebsten hätte ich, dass man das Bühnenbild auch nicht drei Monate vorher baut. Deutsche sind wunderbare Partner, aber eben auch mit einer sehr anderen Energie.

 

 

„Love Hurts“ wird am 3. September 2015 im Teatron Beit Lessin in Tel Aviv uraufgeführt. Die deutsche Erstaufführung erfolgt am 1. Oktober 2015 im Badischen Staatstheater Karlsruhe. Die Produktion wird vom Goethe-Institut Tel Aviv und dem Israelischen Außenministerium gefördert.

Jennifer Bligh

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