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Technologie: Forschung ganz vorn

 

Die Research School des Hasso-Plattner-Instituts in Israel fördert Nachwuchswissenschaftler.

 

Durch die Fenster ihres Büro kann Naama Kraus über ganz Haifa blicken, bis hin zur Küste des Mittelmeers. Die 41-jährige Doktorandin der Informatik teilt sich den Raum im 12. Stock mit zwei Kommilitonen. Alle drei suchen Lösungen, um es „mit den irren Mengen von Daten“, wie Kraus sagt, besser aufnehmen zu können. Mit ihrer Forschung zum Thema Big Data ist Kraus eine von gut einem Dutzend ausgewählter israelischer Stipendiaten: Sie gehören zur Research School des Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Das HPI, ein von SAP-Mitgründer Hasso Plattner ins Leben gerufenes Universitäts-Institut in Potsdam, kooperiert dafür seit 2010 mit dem Technion in Haifa, Israels führender Technologiehochschule.

 

Akademischer Austausch und Interdisziplinarität sind zwei wichtige Ziele der Research School. „Die wissenschaftliche Arbeit wird zunehmend fokussierter“, erklärt HPI-Direktor Christoph Meinel. Um einer Verengung entgegenzuwirken, so der Potsdamer Wissenschaftler, werde gezielt der Austausch unter Experten benachbarter Fachbereiche gefördert, ebenso wie die Kooperation über die Landesgrenzen hinaus. Deshalb fliegt zweimal im Jahr eine Gruppe von Professoren und Stipendiaten nach Deutschland, um ihre Arbeit vorzustellen. Umgekehrt kommen deutsche HPI-Forscher jeweils im Juni für ein paar Tage nach Haifa. Ähnliches gilt für die zwei weiteren Research Schools in China und Südafrika.

 „Ich bin sicher keine typische Stipendiatin“, sagt die dreifache Mutter Kraus. Schon gut zehn Jahre war sie bei IBM angestellt, bevor sie sich für die Fortsetzung ihres Studiums entschied. Ohne die finanzielle Unterstützung aus Potsdam wäre es für sie allerdings schwierig geworden mit der Doktorarbeit. Drei Jahre lang garantiert ihr das Stipendium nun die finanzielle Sicherheit, die sie braucht, um sich ganz der Forschung zu widmen – abgesehen von der stundenweisen Lehrtätigkeit, zu der alle Stipendiaten herangezogen werden. Wie alle anderen HPI-Stipendiaten gehört Kraus zu den herausragenden Nachwuchsforschern am Technion. Dort bewirbt man sich nicht um Forschungsförderung. „Wir werden von unseren Professoren empfohlen.“

 

In ihrer Forschungsarbeit beschäftigt sich Kraus neben der Archivierung von Daten vor allem mit der Suche von Daten. Distributed computing ist ein Feld, das dazugehört: „die Verteilung der Daten auf mehrere Rechnersysteme“, erklärt sie. Die Systeme müssen miteinander so kombiniert werden, dass die Suche effektiver, zeit- und platzsparender wird. Selektive Algorithmen bieten mögliche Lösungen, die „beispielsweise in den sozialen Netzwerken zur Anwendung kommen“. Kraus kann sich vorstellen, eines Tages bei Google, Facebook oder Yahoo daran mitzuarbeiten, Nutzer mit „auf sie zugeschnittenen Empfehlungen“ zu versorgen.

 

Israel gilt als weit vorn im Bereich des Scalable Computing, das die Erhöhung leistungsfähiger Rechentechnologien zum Ziel hat. Damit ergänzen die Israelis die Forschung in Potsdam. Roy Friedman gehört seit Beginn der Kooperation mit Potsdam zu den Betreuern der israelischen Stipendiaten. Die finanzielle Förderung aus Deutschland sieht der Informatik-Professor auch als eine Art „Auszeichnung für besonders gute Leistungen“. Die meisten israelischen Stipendiaten sind nach ihrem mehrjährigen Wehrdienst, schon in einem Alter, dass sie eigene Familien haben. „Ohne die finanzielle Hilfe hätten wir sicher deutlich weniger Doktoranden“, meint Friedman. Die Stipendiaten haben außerdem Zugang zu neuester Hard- und Software für ihre Forschungszwecke. Dazu gehören Technologien, die teilweise noch nicht am Markt verfügbar sind und die im normalen Hochschulbetrieb in der Regel nicht zu finanzieren wären.

 

Friedman hält den kulturellen Austausch für enorm fruchtbar. Die israelischen Studierenden seien direkter im Umgang auch mit den Dozenten, „sie lassen sich nicht von Hierarchien beeindrucken“. An den Universitäten in Israel „ziehen die Studenten gern alles in Zweifel“, ganz egal, ob ein Kommilitone oder ein Professor einen Vortrag hält. Diese Skepsis sei gerade in ihrem Forschungsbereich sinnvoll. Auch umgekehrt gucken sich die Israelis gern etwas von ihren Kommilitonen ab. „Es ist effektiv und lehrreich, Leute aus anderen Kulturen zu treffen“, meint der israelische Stipendiat Alexander Libov, der schon zweimal in Potsdam war.

 

Die HPI-Förderungen werden oft aus der Industrie unterstützt, sodass eine enge Zusammenarbeit zwischen Theorie und Praxis entsteht. Beim jährlichen Symposium über Zukunftstrends im „Service-Oriented Computing" – einem Bereich, zu dem unter anderem E-Kommerz- und Cloud-Technologien gehören – sind immer auch Vertreter aus der Industrie dabei.

 

Für die Zukunft wünscht sich Roy Friedman eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie. Viele Wissenschaftler zögen sich gern „gemütlich hinter die abstrakten Modelle“ zurück, dabei sei es genauso wichtig zu prüfen, inwieweit ihre Ergebnisse für die praktische Anwendung relevant seien. „Es gibt einen kulturellen Unterschied“, räumt Friedman ein. „Die Industrie braucht schnelle Lösungen, während die Akademiker langfristiger denken.“ Unterschiedlich sei auch der Umgang mit den Ergebnissen. „Die Wissenschaft teilt sich gern mit, wohingegen die Industrie Erkenntnisse häufig lieber geheimhält.“

Susanne Knaul

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