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Beste Bauhaus-Tradition

 

In Tel Aviv bauen junge Handwerker und Studierende aus Deutschland und Israel einen ungewöhnlichen Pavillon.

 

Wer den Campus der Universität Tel Aviv durch das Haupttor betritt, wird ihn nicht übersehen können: den deutsch-israelischen Pavillon, der dort in diesen Tagen entsteht. Einmal fertig, wird das ebenerdige Gebäude mit zwei schräg aufsteigenden Wänden zahlreiche Anleihen an die architektonische Bauhaus-Tradition erkennen lassen, in Form, Funktionalität und nicht zuletzt in der Art und Weise, wie es zustande kam. Einem Team aus israelischen und deutschen Architektur- und Ingenieurstudierenden sowie Auszubildenden und jungen Handwerkern bleibt noch bis zum 11. Oktober, um den Bau zu vollenden. Dann reisen die Deutschen zurück nach Berlin. Das ehrgeizige Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Auswärtigen Amt finanziert.

 

Vor Computermodellen und Zeichnungen brütet eine Gruppe israelischer Studenten bis in die Abendstunden über der letzten Planung, die längst hätte abgeschlossen sein sollen. Architektur-Dozent Dan Shapira treibt zur Eile, rät zur Aufgabenverteilung, wenn Entscheidungen in der großen Gruppe nicht machbar sind. „Je mehr Meinungen und Ideen zusammenkommen, desto schwieriger ist es, sich auf einen Entwurf zu verständigen“, sagt Or Naggar, Student an der Universität Tel Aviv. Das Grundkonzept für die Koproduktion von Nachwuchsakademikern und -handwerkern stellt die Teilnehmer vor eine große Herausforderung, denn alle sollen an fast allen Arbeitsschritten beteiligt werden. Die Handwerker sind aufgefordert, sich mit eigenen Ideen bei der Planung einzubringen, und die angehenden Architekten und Ingenieure packen beim Bau mit an.

 

„Die integrierte Planung wird praktisch umgesetzt“, erklärt Peter Winter, der gemeinsam mit seinem Partner Robert K. Huber vom Projektbüro „zukunftsgeraeusche“ in Berlin die Idee entwickelte und das Projekt koordiniert. Vier Bildungsinstitute arbeiten gemeinsam an der Umsetzung: die Technische Universität Berlin, die Universität Tel Aviv, das Oberstufenzentrum Knobelsdorff-Schule Berlin und das Tel Hai Rodman Practical College of Technology. Weitere Partner in Deutschland und Israel unterstützen das Projekt. „Wir arbeiten fach- und hierarchieübergreifend“, sagt Winter. „Architekten, Ingenieure und Handwerker begegnen sich auf Augenhöhe.“ Das klingt vertraut. Der deutsche Architekt Walter Gropius hatte einmal ähnliches gesagt. Gropius, der 1919 das Bauhaus gründete – zunächst eine Kunstschule, wurde es bald zur Avantgarde der Klassischen Moderne –, hatte im Bauhaus-Manifest appelliert: „Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück.“

 

Bereits im Frühjahr trafen sich die gut 30 jungen Projektteilnehmer zu einer ersten Projektwoche in Berlin und entwickelten den Plan für das Gebäude. Das war eine Herausforderung, vor allem für „die Leute, die das Theoretische nicht kennen, weil sie eher aus der Praxis kommen“, berichtet Dozent Shapira. Das Plenum entschied sich für einen der in Gruppenarbeit entstandenen Entwürfe, anschließend ging es zur Weiterentwicklung in die einzelnen Fachbereiche. Die Ingenieure waren aufgefordert, Antworten für Klimatechnik, Baustatik und Tragfähigkeit zu liefern, die Architekten Designvorschläge. Um die verschiedenen Ideen wieder zusammenzufügen, fand in regelmäßigen Abständen ein Austausch per E-Mail und via Skype statt.

 

Die Ideen des Bauhaus sind nicht nur den jungen Deutschen vertraut, auch die Israelis kennen den Stil bestens. Seit 2003 gehört die „Weiße Stadt von Tel Aviv“ mit ihren Bauhaus-Gebäuden zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Architekten der Häuser waren deutsche Juden, die nach der Machtergreifung der Nazis aus Deutschland nach Palästina flohen, und ihre Schüler. „Bauhaus bedeutet für Deutsche und Israelis ein schönes gemeinsames Erbe“, resümiert Huber. Wichtig bei dem Projekt sei ihm persönlich, dass „nachhaltig mit Material und Architektur“ umgegangen wird. Dozent Shapira spricht von einer „ganzheitlichen Herangehensweise“ bei dem Modell der Studenten, die „im Bauhausstil eine Linie vom Boden über die Wände zum Dach ziehen“. Einen orientalischen „Touch“ bekommt der Pavillon am Ende durch die sogenannte Maschrabiyya, ein dekoratives Holzgitter, das traditionell in muslimischen Ländern zur Beschattung und Belüftung sowie als Sichtschutz diente.

Die Begegnung der unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten ist für beide Seiten bereichernd. „Wir nähern uns einander an und treffen uns in der Mitte“, sagt Shapira, der die deutsche Gründlichkeit lobt, die Arbeitsmoral und das Engagement, wenn es um die Einhaltung von zeitlichen Abläufen geht. Die Israelis seien „insgesamt gelassener“ und, wenn mal etwas schiefgeht, kämen sie gern mit dem Motto: „Es wird alles gut.“

 

Auch nach Feierabend ziehen die jungen Deutschen und Israelis gern gemeinsam los. Die Handwerker, die ab sieben Uhr morgens auf dem Baugelände erscheinen, sind längst am Strand, wenn die angehenden Architekten und Ingenieure abends noch an Plänen feilen. Or Naggar freut sich über das Projekt auf seinem Campus. „Es ist eine tolle Chance für uns“, sagt er. In Israel hätten gern mehr Studenten teilgenommen, am Ende entschied das Los. Der Pavillon ist nur das erste einer ganzen Reihe deutsch-israelischer Bauvorhaben, die in Planung sind.

Susanne Knaul

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